Unheimliche Leuchtscheiben by Freder van Holk
Autor:Freder van Holk [Holk, Freder van]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-21T05:00:00+00:00
Frank Stiffles hatte Kathleen gegenüber vollkommen seine Meinung ausgedrückt, und er war entschlossen, vorläufig nichts zu unternehmen. Er fühlte sich ausgesprochen unbehaglich bei der Vorstellung, gegen eine ausgebaute Organisation anzugehen und sich mit Dingen und Angelegenheiten befassen zu müssen, die sich unbestimmt als ein wüster Komplex von Unannehmlichkeiten abzeichneten. Er spürte, daß es nicht richtig war, sich einfach zu drücken und Amerika seinem Schicksal zu überlassen, aber er hoffte insgeheim, daß ihn Li Ammon nach diesem Schreckschuß für untauglich befinden und einen anderen Helfer suchen würde, der den Absichten ihres Vaters und seines Freundes Dombruck diente, ohne Gilbert Ammon zu bedrohen.
Trotzdem fuhr er am nächsten Vormittag, nachdem ihm Inspektor Bill Andson über den Stand der Nachforschungen zum Tode seines Onkels berichtet hatte, zur WEC. Es war ihm eingefallen, daß er reichlich wenig von dem Werk wußte, das sein Vater hinterlassen hatte, und daß es nichts schaden konnte, sich einmal unverbindlich dort umzusehen.
Das riesige, weit ausgedehnte Werk mit seinen großen Maschinenhäusern, zahlreichen Hallen und vielen kleinen Bauten, zwischen denen mehrere kilometerlange Straßen liefen, machte sich aus einiger Entfernung recht stattlich, verschwand jedoch bei der Anfahrt allmählich immer mehr hinter einem hohen Bretterzaun, der durch Stacheldraht gesichert war und von Werkspolizei laufend abgegangen wurde. Frank Stiffles landete vor einem eisernen Tor und einem Pförtnerhaus, wo man ihn mißtrauisch unter Beobachtung hielt, weil er versuchte, ohne Ausweis in das Werk zu kommen. Es dauerte eine Viertelstunde, bevor der Generaldirektor persönlich erschien und ihn identifizierte. Er war tatsächlich wohl der einzige Mensch im Werk, der Frank Stiffles von einigen persönlichen Begegnungen im Hause Stiffles her genügend kannte, um das zu tun, und Frank Stiffles fand es in dieser Viertelstunde doch irgendwie unerfreulich, daß er in seinem eigenen Werk ein Fremder war.
Urner Addison, ein Mann wie eine altgewordene Birke, aber mit einer gewissen Härte in den Augen, verbarg seine Überraschung nicht ganz. Er versicherte, daß er anläßlich des morgigen Begräbnisses ohnehin mit vorbeigekommen wäre, aber selbstverständlich jederzeit zu Diensten stehe. Frank Stiffles hatte es trotzdem nicht eilig, sein Anliegen zu präzisieren.
„Oh, ein Einfall“, sagte er leichthin, während er sich neugierig in dem seriösen Arbeitsraum des Generaldirektors umsah und dann vom Fenster aus einen Blick auf das Werk genoß. „Irgendwer erinnerte mich daran, daß ich der Besitzer der WEC bin. Ich bin neugierig, wie sich das auswirkt. Wenn ich auf den Einfall käme – könnte ich Sie entlassen?“
„Selbstverständlich“, antwortete Addison steif, nachdem er sich verschluckt hatte.
„Hm, und wenn ich irgendwelche Anordnungen gebe – werden sie befolgt?“
„Gewiß“, brachte Urner Addison belegt heraus, „nur bitte ich zu bedenken, daß es bei Ihrem Mangel an Erfahrungen meine Pflicht wäre …“
„Schon gut, teurer Oberhäuptling. Wer aus dem Werk hat in den letzten Wochen Onkel Noel besucht?“
„Wer Ihren Onkel …? Chefingenieur Whittemore, soviel ich weiß. Auch Grove, der Leiter der Versuchsabteilung war bei ihm. Whittemore erwähnte es. Sonst wüßte ich niemand.“
„Muß mächtig interessant sein, so ein Werk in voller Lebensgröße. Waren Sie schon einmal da unten?“
„Gewiß, gelegentlich. Ich bin kaufmännischer Leiter des Unternehmens, Mr. Stiffles, und habe in den Hallen eigentlich nichts zu suchen.
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